
Aktuelle News aus der Wissenschaftskommunikation
28.04.25
Waldsterben in Wasserschutzgebieten: Eine Gefahr für die Trinkwasserqualität
Das Waldsterben in deutschen Wasserschutzgebieten führt zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität. Eine aktuelle Studie der 鶹Ʒ Freiburg zeigt, dass sich die durchschnittlichen Nitratkonzentrationen in betroffenen Wasserschutzgebieten verdoppelt haben, meldet der „Informationsdienst Wissenschaft“ (idw). Das Waldsterben während der Dürrejahre von 2018 bis 2020 stellt eine bislang unterschätzte Gefahr für die Trinkwasserqualität in Deutschland dar. Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie der 鶹Ʒ Freiburg, die in der Fachzeitschrift Earth’s Future veröffentlicht wurde. Das Forschungsteam untersuchte die Nitratkonzentrationen im Grundwasser exemplarischer deutscher Wasserschutzgebiete. In Gebieten, die einen erheblichen Waldverlust erlitten hatten, kam es zu einer Verdopplung der durchschnittlichen Nitratkonzentrationen.
„In Deutschland sind 43 Prozent der Wasserschutzgebiete bewaldet, daher ist die Gesundheit der Wälder entscheidend für den Erhalt der Wasserqualität“, erklärt Dr. Carolin Winter, Erstautorin der Studie und Hydrologin an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der 鶹Ʒ Freiburg. Die Forschenden konnten zeigen, dass innerhalb von drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode 2018 etwa fünf Prozent der Waldflächen in Wasserschutzgebieten abgestorben waren. Die Auswirkungen auf die Wasserqualität variierten dabei stark zwischen den verschiedenen Gebieten. Die Forschenden warnen zudem vor potenziellen verzögerten Effekten, die sich erst in den kommenden Jahren zeigen könnten.
Waldgesundheit ist wichtig für die Trinkwasserqualität
Dass Wälder als natürliche Garanten der Trinkwasserqualität fungieren, ist seit Langem bekannt. 鶹ƷGroßteil des Trinkwassers in Deutschland stammt aus Grundwasser, das in ausgewiesenen Schutzgebieten gewonnen wird. In diesen Gebieten gelten strenge Regeln, um Risiken der Kontamination zu minimieren. So soll unter anderem verhindert werden, dass Nitrat ins Grundwasser gelangt und es für die Trinkwasserversorgung unbrauchbar macht. Typische Nitratquellen sind Landwirtschaft, Städte und Industrie, während Wälder Nitrat aktiv zurückhalten und so das Grundwasser schützen. Das schnelle Absterben von Bäumen kann diese Schutzfunktion jedoch beeinträchtigen und Wälder selbst zu einer Quelle für Nitratverunreinigungen werden lassen.
Enormer Waldverlust in deutschen Wasserschutzgebieten
Durch die Kombination bestehender Walddaten mit einer umfangreichen Neuerfassung aller Wasserschutzgebiete in Deutschland fanden die Forschenden heraus, dass etwa 43 Prozent der Wasserschutzgebiete bewaldet sind. Zudem konnten sie zeigen, dass innerhalb von drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode 2018 fünf Prozent dieser Waldflächen abgestorben waren. „Dies stellt einen hohen Verlust innerhalb kürzester Zeit dar, besonders im Hinblick auf die entscheidende Bedeutung für die Wasserschutzgebiete und die normale Rotationszeit der Baumarten in Deutschland die von 60 bis 160 Jahren reicht“, erklärt Dr. Florian Schnabel, Letztautor der Studie und Forstwissenschaftler an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Besonders betroffen waren Wälder mit hohem Fichtenanteil, aber auch Baumarten wie die Buche verzeichneten ungewöhnlich hohe Verluste.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten Daten zur Grundwasserqualität aus exemplarischen Wasserschutzgebieten, die mehr als 25 Prozent Waldverlust erlitten hatten. Ihre Analysen zeigten, dass die Nitratkonzentrationen dort von durchschnittlich 5 Milligramm pro Liter (im Zeitraum vor der Dürreperiode, 2008–2017) auf 11 Milligramm pro Liter (nach der Dürre, 2021–2022) angestiegen waren. In Gebieten mit geringem Waldverlust von unter drei Prozent wurden hingegen keine erhöhten Nitratwerte festgestellt.
Allerdings variierten Zeitpunkt und Ausmaß der Nitratzunahme deutlich und nicht alle Gebiete, die von starkem Waldsterben betroffen waren, wiesen erhöhte Nitratkonzentrationen auf, so der idw weiter. „Die Unterschiede könnten durch verschiedene Waldtypen oder zeitliche Verzögerungen zwischen dem Waldverlust und der messbaren Erhöhung von Nitratwerten verursacht sein“, erläutert Winter. „Teilweise könnten die Auswirkungen erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten sichtbar werden.“
Die Autorinnen und Autoren betonen laut, dass weitere Forschung notwendig ist, um die Einflüsse des Waldsterbens auf die Wasserqualität besser zu verstehen und langfristig wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Weitere Informationen:
Originalpublikation: Winter, C., Müller, S., Kattenborn, T., Stahl, K., Szillat, K., Weiler, M., & Schnabel, F. (2025). Forest dieback in drinking water protection areas – a hidden threat to water quality. Earth’s Future. DOI: 10.1029/2025EF006078.
Dr. Carolin Winter ist Hydrologin an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der 鶹Ʒ Freiburg. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit den Dynamiken der Wasserqualität unter sich wandelnden hydro-meteorologischen Bedingungen sowie extremen Ereignissen wie Dürren und Überschwemmungen. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf den Auswirkungen der Landnutzung auf die Wasserqualität.
Dr. Florian Schnabel ist Forstwissenschaftler an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der 鶹Ʒ Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Beziehungen zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen von Wäldern, nachhaltige Waldbewirtschaftung angesichts des globalen Wandels und die Auswirkungen von Klimaextremen auf Wälder. Er ist Associate Investigator der Exzellenzclusterinitiative Future Forests.
28.04.25
Offenes Wissen für alle:TU Berlin baut mit an Deutschlands Diamond-Open-Access-Zukunft
Die Technische 鶹Ʒ Berlin engagiert sich aktiv für die Open-Access-Transformation. Ab Mai 2025 beteiligt sie sich mit dem Verlag BerlinUP am Aufbau der nationalen Servicestelle für Diamond Open Access (SeDOA), die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Gemeinsam mit 14 weiteren Institutionen setzt sich die TU Berlin laut einer Mitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) dafür ein, das nachhaltige und kostenfreie Publikationsmodell des Diamond Open Access weiterzuentwickeln und zu etablieren.
Offene Wissenschaft stärken
Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten frei zugänglich und ohne finanzielle Hürden verfügbar sein. Genau hier setzt das Projekt SeDOA an: Die Servicestelle wird als zentrale Plattform fungieren, um Forschenden, Herausgeberinnen und Herausgebern sowie Institutionen den Zugang zu einer nachhaltigen, wissenschaftsgetragenen Publikationskultur zu erleichtern. Ziel ist es, bestehende dezentrale Open-Access-Dienste besser zu vernetzen und deren Effizienz zu steigern.
BerlinUP bringt Expertise ein
Mit BerlinUP bringt die TU Berlin ihr Know-how im Bereich Open-Access-Publikationen in das Projekt ein. BerlinUP, der gemeinsame Open-Access-Verlag der drei Berliner 鶹Ʒen – Freie 鶹Ʒ Berlin, Humboldt-鶹Ʒ zu Berlin, Technische 鶹Ʒ Berlin und Charité – 鶹Ʒsmedizin Berlin – bietet innovative Publikationsdienstleistungen und Beratungsangebote für Forschende.
Ein Netzwerk für die Zukunft des Publizierens
Das Konsortium hinter SeDOA umfasst 15 wissenschaftliche Institutionen, koordiniert von der 鶹Ʒs- und Landesbibliothek Darmstadt, der 鶹Ʒsbibliothek der Humboldt-鶹Ʒ zu Berlin und der Max-Weber-Stiftung in Bonn. Gemeinsam wird eine nationale Servicestelle in Form eines „Diamond Capacity Centre" geschaffen, das auch auf europäischer Ebene vernetzt wird und den internationalen Austausch stärkt. Jürgen Christof, Direktor der 鶹Ʒsbibliothek der TU Berlin: „Diamond Open Access ist ein entscheidender Schritt hin zu einer fairen und nachhaltigen Wissenschaftskommunikation. Unser Ziel ist es, die Sichtbarkeit und Nutzung dieses Publikationsmodells nachhaltig zu steigern. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir Perspektiven für die Open-Access-Zukunft entwickeln."
Weitere Informationen gibt es auf der Website der Servicestelle für Diamond Open Access (SeDOA)
Diese 15 Einrichtungen unterstützen den Aufbau der nationalen Servicestelle für Diamond Open Access (SeDOA):
- 鶹Ʒsbibliothek der Freien 鶹Ʒ Berlin,
- 鶹Ʒsbibliothek der Humboldt-鶹Ʒ zu Berlin,
- 鶹Ʒsbibliothek der Technische 鶹Ʒ Berlin,
- Medizinische Bibliothek, Charité – 鶹Ʒsmedizin Berlin,
- 鶹Ʒsbibliothek Bielefeld,
- Max-Weber-Stiftung Bonn,
- 鶹Ʒsbibliothek Braunschweig,
- 鶹Ʒs- und Landesbibliothek Darmstadt,
- Staats- und 鶹Ʒsbibliothek Hamburg,
- 鶹Ʒsbibliothek Heidelberg,
- FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur,
- ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft,
- ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften Köln,
- Fachhochschule Potsdam,
- Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
26.04.25
Helmholtz KLIMA: Neue Dialog-Plattform
Mit der Dialog-Plattform hat die Helmholtz-Gemeinschaft eigenen Angaben zufolge ihr Engagement für die Klimakommunikation gestärkt und eine Schnittstelle für klimarelevante Fragen zwischen den 18 Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft und der Politik geschaffen. Ziel der Plattform ist es, Wege zur Klimaneutralität und zur Anpassung an den Klimawandel aufzuzeigen.
Die Dialog-Plattform Helmholtz KLIMA knüpft mit ihren Aktivitäten an klimarelevante gesellschaftliche und politische Debatten an, wie sie zuletzt auch im aktuellen Koalitionsprozess geführt wurden. Zu diesen Diskursen identifiziert sie die passende Forschungsexpertise aus den 18 Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft, die durch ihre interdisziplinäre Forschung Klimatransformation eng mit Themen wie Energiewende, Verkehrswende, Biodiversität, Gesundheit usw. vernetzen.
Helmholtz KLIMA bringt in Dialog-Formaten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Kontakt, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. „Damit möchten wir erreichen, dass evidenzbasierte Erkenntnisse der klimarelevanten Forschung noch stärker in politische Entscheidungsprozesse einfließen“, so Prof. Dr. Katja Matthes, Koordinatorin des Steering Boards von Helmholtz KLIMA und Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Als Helmholtz-weites Informations- und Dialogportal rund um die klimarelevante Forschung ergänzt das bestehende digitale Angebot der Helmholtz-Gemeinschaft, berichtet der Informationsdienst Wissenschaft e.V. Vor allem die auf der Website öffentlich zugängliche Datenbank mit Profilen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den 18 Helmholtz-Zentren ermöglicht die schlagwortgestützte Suche nach Expertise für politische Institutionen, Redaktionen und zivilgesellschaftliche Akteure.
Unterhausdebatte
Die Pilotveranstaltung von Helmholtz KLIMA findet am Dienstag, 20. Mai 2025 zum Thema „CO2-Entnahme aus der Luft: Wie räumen wir die Atmosphäre auf?“ in Form einer öffentlichen Unterhausdebatte in Berlin statt. Gemeinsam mit Beteiligten aus Wissenschaft, Politik, Medien und der Zivilgesellschaft möchten wir die unterschiedlichen Methoden der CO2-Entnahme reflektieren und ihre Potenziale und Risiken sowie ihren möglichen Beitrag zur Einhaltung der Klimaschutzziele in Deutschland diskutieren.
Info: Helmholtz KLIMA (löst seit 2025 die Helmholtz-Klima-Initiative ab und arbeitet mit einem neuen Team in Berlin) zeigt Wege zur Klimaneutralität und zur Anpassung an den Klimawandel auf und ist eine Dialog-Plattform der Helmholtz-Gemeinschaft in Trägerschaft des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel.
24.04.25
„Planet Africa“ on Tour
Die Ausstellung „Planet Africa – Eine archäologische Zeitreise“ macht international Station: Nach Eröffnungen in Ghana und Eswatini ist sie ab Mai 2025 in der Archäologischen Staatssammlung München zu sehen.
Die Ghana-Ausstellung wurde am 27. März 2025 im eigens errichteten Erweiterungsbau des Archäologischen Museums der 鶹Ʒ von Ghana in Accra Legon eröffnet.
Cornelia Kleinitz/ DAI KAAK
Die Ausstellung „Planet Africa“ erzählt in sechs Modulen die außergewöhnliche Geschichte Afrikas – von den ersten Vertreterinnen und Vertreter der Gattung Homo über technologische Innovationen bis hin zu frühen Ernährungskonzepten. In Ghana wurde die Ausstellung am 27. März 2025 im dazu eigens errichteten Anbau des Archäologischen Museums der University of Ghana in Accra Legon eröffnet. An der Eröffnung nahmen Vertreterinnen und Vertreter der University of Ghana, der äthiopische Konsul, der stellvertretene Botschafter Algeriens sowie der deutsche Botschafter Daniel Krull teil.
Auch in Eswatini wurde Anfang April ein bedeutender Meilenstein gefeiert: 鶹ƷPremierminister, seine Exzellenz Russell Mmiso Dlamini, eröffnete offiziell die Doppelausstellung zur Kultur der San in Eswatini und „Planet Africa“ im Nationalmuseum von Lobamba. Mit Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Pretoria und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) kann so den Besuchenden einerseits eine wichtige historische Epoche des Königreichs selbst nähergebracht werden, andererseits wird darüber hinaus ein Blick auf die Archäologie des gesamten afrikanischen Kontinents ermöglicht.
Ausstellung auf einem USB-Stick
Für die Ausstellungskonzeption in Afrika war schnell klar, dass unterschiedliche Gründe – beispielsweise enorme Distanzen, logistische Probleme, unterschiedliche rechtliche, sprachliche und politische Umstände – ein physisches Wandern der Ausstellung unmöglich machen. „Planet Africa“ stellt daher Geschichten statt Objekte in den Fokus, bedient sich dabei an Bildmaterial, Street Art, Grafiken, Texten und Cinematics: „So können die Inhalte der Ausstellung auf digitalen Medien gespeichert werden und bequem an den Ort reisen, wo die Ausstellung gezeigt werden soll. Dort kann sie ausgedruckt und ihre Filme auf Bildschirmen gezeigt werden. Bei Bedarf lassen sich die Inhalte an lokale Bedürfnisse anpassen und es können Objekte aus eigenen Sammlungen hinzugefügt werden ohne, dass diese Zoll- oder Ländergrenzen überwinden müssen“, erklärt Jörg Linstädter, Leitender Direktor der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen am DAI. Je nach Räumlichkeit und finanziellen Mitteln kann die Ausstellung beliebig gezeigt, mit heimischen Objekten ergänzt werden und bleibt zeitgleich immer auf aktuellem Stand.
Eine Ausstellung auf zwei Kontinenten
Während in Afrika die Ausstellung an jedem Standort jeweils eigens errichtet wird, wandert „Planet Africa“ im Mai von Berlin nach München: Am 16. Mai öffnet die Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung für Besucherinnen und Besucher und ist dort bis zum 28. September 2025 zu sehen.
Hintergrund zum Forschungsprojekt
Das DFG-geförderte Schwerpunktprogramm „Entangled Africa: Innerafrikanische Beziehungen zwischen Regenwald und Mittelmeer, ca. 6.000–500 Jahre vor heute“ wird in 13 Projekten das subsaharische Afrika beleuchtet: Ziel ist es, innerafrikanische Beziehungen und Netzwerke der letzten 6.000 Jahre bis zum Beginn der Kolonialzeit zu erforschen und sichtbar zu machen. Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler am DAI sowie führende 鶹Ʒen in Berlin, Münster, Köln und Frankfurt am Main kooperieren in enger Zusammenarbeit mit afrikanischen Kolleginnen und Kollegen. Die Ausstellung wird finanziert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Staatlichen Museen zu Berlin.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Jörg Linstädter
Leitender Direktor der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen am DAI
Weitere Informationen:
24.04.25
In den Städten leben mehr bunte Vögel als auf dem flachen Land
Neue Studie der Forschende der 鶹Ʒ Granada und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz
Forschende der 鶹Ʒ Granada und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen der Urbanisierung und der Gefiederfarbe von Vögeln besteht. Vogelarten, die sich in der Stadt behaupten, sind weniger braun und tragen auffälligere Farben in ihrem Gefieder. Dies ist vermutlich auf die urbane Lebensraumstruktur (weniger Wald), andere Hintergrundfarben und die geringere Anzahl von Raubvogelarten in der Stadt zurückzuführen. Die Studie basiert auf Daten von mehr als 1200 Vogelarten und ist ein anschauliches Beispiel dafür, welche Auswirkungen die Urbanisierung auf Wildtiere haben kann.
Die Urbanisierung hat enorme Auswirkungen auf das Ökosystem und stellt Tiere und Pflanzen vor große Herausforderungen. Die weltweit fortschreitende Verstädterung gilt als eine der Hauptursachen für den anhaltenden Rückgang der biologischen Vielfalt. Ein eigenes Forschungsgebiet, die Stadtökologie, widmet sich der Frage, welchen Einfluss die Urbanisierung auf verschiedene Organismen hat. So haben beispielsweise viele Studien untersucht, wie sich der Stadtlärm auf die Kommunikation von Vögeln auswirkt. Bisher wissen wir jedoch immer noch wenig darüber, ob und wie die Farbe von Tieren mit der Urbanisierung zusammenhängt.
Eher in der weiten Natur zuhause: Bräunliche Waldvögel, wie der hier zu sehende Weißkehl-Baumrutscher (Cormobates leucophaeus), tun sich meist in städtischen Regionen schwer.
© MPI für biologische Intelligenz / Kaspar Delhey
Wärme und Tarnung
Dabei erfüllt Farbe im Tierreich zahlreiche, wichtige Funktionen: Sie hilft zum Beispiel dabei, Tiere warm zu halten oder sie vor Überhitzung zu schützen (Thermoregulation). Außerdem kann sie eine Rolle bei der Tarnung, der Partnerwahl und im Konkurrenzkampf spielen. In Städten ist es in der Regel wärmer, es gibt weniger Fressfeinde, dafür mehr künstliches Licht und andere Hintergrundfarben zum Beispiel durch Beton und Asphalt. Es ist also durchaus denkbar, dass die städtische Umgebung einen Einfluss auf die Färbung von Tieren hat. Unter Leitung von Bart Kempenaers gingen Forschende am MPI für biologische Intelligenz und der 鶹Ʒ Granada diesem Thema auf den Grund. Dazu nutzten sie einen globalen Datensatz mit den Häufigkeiten von über 1200 Vogelarten in Lebensräumen mit unterschiedlichem Urbanisierungsgrad. Diesen kombinierte das Team mit Daten zur Gefiederfarbe und analysierte, inwiefern sich die relative Häufigkeit der Arten in städtischen Gebieten an der Farbe ablesen lässt.
Bringen graue Gefieder eher Nachteile in der Stadt?
Dabei zeigte sich, dass die in der Stadt erfolgreichen Vogelarten weniger braun sind. „Brauntöne kommen häufiger in der Natur vor als in der Stadt. Wir vermuten daher, dass braune Vögel in einer eher grauen Stadt Nachteile haben. Die vorherrschenden Stadtfarben und das Fehlen geeigneter Lebensräume kann also entscheidend dafür sein, welche Vogelarten dort gut klarkommen“, erklärt Kaspar Delhey, einer der beiden Erstautoren der Studie. In der Stadt finden sich zudem vermehrt Vogelarten, die auffällige Farben in ihrem Gefieder tragen – insbesondere trifft dies für Weibchen zu. Urbane Lebensräume scheinen demnach farbenfrohere Vogelarten zu begünstigen. Dies könnte daran liegen, dass es in städtischen Regionen weniger Fressfeinde gibt und das „Gesehen werden“ ein geringeres Risiko darstellt als auf dem Land.
Frühere Studien deuteten darauf hin, dass die Farbvielfalt unter städtischen Vögeln geringer ist – das Team konnte aber zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. „In städtischen Regionen gibt es weniger Arten als auf dem Land. Wenn wir dies in unserer Auswertung berücksichtigen, haben die Vogelbestände in der Stadt sogar eine größere Farbvielfalt“, sagt Juan Diego Ibáñez-Álamo, Erstautor der Studie.
Eher unauffällig in der Stadt: 鶹ƷBlauohr-Honigfresser (Entomyzon cyanotis) hat erfolgreich städtische Regionen in Australien besiedelt. Wie viele in der Stadt lebende Vogelarten, zeichnet er sich durch auffällige Farben im Gefieder aus.
© MPI für biologische Intelligenz / Kaspar Delhey
Die Studie zeigt damit, dass sich erfolgreiche Stadtvögel farblich von denjenigen unterscheiden, die in der Stadt nicht zurechtkommen – die Urbanisierung und die Färbung von Vögeln sind demnach miteinander verknüpft. Zukünftige Untersuchungen müssen nun zeigen, ob dies auch für andere Tiergruppen zutrifft.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (IDW)
24.04.25
Ist Musikgenuss vererbbar?
Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat untersucht, wie genetische und umweltbedingte Faktoren unsere Freude am Musikerleben beeinflussen.
Hat die Fähigkeit Musik zu genießen eine biologische Grundlage? Eine kürzlich im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt, dass Musikgenuss in der Tat teilweise vererbbar ist. Ein internationales Team unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Max-Planck-Institute für Psycholinguistik in Nijmegen, Niederlande, und für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main hat untersucht, wie genetische und umweltbedingte Faktoren unsere Freude am Musikerleben beeinflussen.
Die Fähigkeit Musik zu genießen ist zum Teil vererbbar.
MPI für empirische Ästhetik / F. Bernoully
Musik spielt eine wichtige Rolle für menschliche Emotionen, soziale Bindungen und den kulturellen Umgang. Doch nicht alle empfinden dies gleichermaßen. Warum genießen manche Menschen Musik zum Beispiel mehr als andere? „Die Antwort auf diese Frage kann uns einen Einblick in allgemeinere Aspekte des menschlichen Geistes geben – zum Beispiel dahingehend, wie Erfahrungen zu Vergnügen werden“, erklärt Erstautor Giacomo Bignardi vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik. „Wir wollten verstehen, ob genetische Unterschiede zwischen Individuen zu Unterschieden im Musikgenuss führen und was uns diese Unterschiede über die Musikalität im Allgemeinen sagen können.“
Daten von mehr als 9.000 Zwillingen untersucht
Um herauszufinden, ob genetische Faktoren den Musikgenuss oder das Belohnungsempfinden durch Musik beeinflussen, verwendete das Team ein Forschungsdesign, bei dem die Ähnlichkeit zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen verglichen wird: Wenn sich eineiige Zwillinge ähnlicher sind als zweieiige, spielt die Genetik vermutlich eine Rolle. In Zusammenarbeit mit dem Karolinska-Institut in Schweden konnten die Forschenden Daten von mehr als 9.000 Zwillingen nutzen, darunter unter anderem Informationen zum Belohnungsempfinden durch Musik sowie zur Fähigkeit, musikalische Merkmale wie Tonhöhe, Melodie und Rhythmus wahrzunehmen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Fähigkeit, Freude an Musik zu empfinden, teilweise vererbt wird: Mit Hilfe des Zwillingsdesigns konnten die Forschenden ermitteln, dass die Unterschiede in der schwedischen Stichprobe zu 54 Prozent genetisch bedingt sind. Das Team fand auch heraus, dass die genetischen Einflüsse auf das musikalische Belohnungsempfinden teilweise unabhängig von musikalischen Wahrnehmungsfähigkeiten und dem allgemeinen (nicht-musikalischen) Belohnungsempfinden sind. Das heißt, dass Unterschiede darin, wie lohnend wir persönlich Musikgenuss wahrnehmen, zum Teil auch genetisch bedingt sind und nicht nur durch individuelle Unterschiede in unserem generellen menschlichen Belohnungssystem erklärt werden können. Darüber hinaus entdeckten die Forschenden, dass verschiedene Facetten des Musikgenusses teilweise durch unterschiedliche Gene beeinflusst werden, so zum Beispiel die Emotionsregulation, das Tanzen im Takt oder das Musizieren mit anderen.
„Diese Ergebnisse zeichnen ein komplexes Bild. Sie zeigen, dass unsere Freude an Musik nicht ausschließlich von unseren Fähigkeiten abhängt, musikalische Klänge wahrzunehmen oder generell Freude zu empfinden“, berichtet Seniorautorin Miriam Mosing vom MPIEA. „Vielmehr scheint es, als gäbe es spezifische genetische und umweltbedingte Faktoren, die Einfluss auf unser musikalisches Empfinden haben.“
„Gertrud“ ist am Start
Während die vorliegende Studie auf Daten von schwedischen Zwillingen basiert, hat das MPIEA in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin kürzlich das erste nationale Zwillingsregister in Deutschland mit Namen „Gertrud“ ins Leben gerufen. Ziel dieser Initiative ist es, auch in Deutschland eine umfassende Ressource für die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt zu schaffen, die individuellen Unterschieden zugrunde liegen. Zwillinge, die zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen und an Forschungsstudien teilnehmen möchten, sind herzlich eingeladen, sich auf www.gertrud.info zu registrieren.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (IDW)
Antipluralistische Parteien bedrohen die Wissenschaftsfreiheit
鶹Ʒzunehmende Einfluss antipluralistischer Parteien geht oft mit einer geringeren Wissenschaftsfreiheit im jeweiligen Land einher. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen Academic Freedom Index (AFI), der am 13. März 2025 veröffentlicht wird. Forschende der Friedrich-Alexander-鶹Ʒ Erlangen-Nürnberg (FAU) veröffentlichen den Index jährlich in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen des V-Dem-Instituts an der 鶹Ʒ Göteborg. Er umfasst 179 Länder weltweit.
FAU/VDem
鶹Ʒdiesjährige Academic Freedom Index zeigt, dass acht der im Index erfassten Länder im Jahr 2024 deutlich höhere Wissenschaftsfreiheit aufweisen als vor zehn Jahren, während die Werte in 34 Ländern oder Territorien gesunken sind. Zu den Ländern, in denen der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit statistisch und substanziell signifikant war, gehören mehrere Demokratien, wie beispielsweise Argentinien, Finnland, Griechenland, Israel, Portugal und die Vereinigten Staaten, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch in Österreich und Deutschland war der Rückgang der akademischen Freiheit messbar, in beiden Fällen aber bleibt der Rückgang gering und ist noch nicht substanziell signifikant, so die Autorinnen und Autoren des Berichts. Obwohl die Wissenschaftsfreiheit in Demokratien nach wie vor deutlich besser geschützt ist als in Autokratien, verdeutlichen diese Beispiele, dass die Wissenschaftsfreiheit auch in Demokratien unter Druck geraten kann. Daher konzentriert sich der diesjährige Bericht zum Academic Freedom Index auf Länder, in denen mehrere Parteien zur Wahl zugelassen sind.
Wahlerfolg antipluralistischer Parteien als Faktor
Das AFI 2025 Update untersucht den Wahlerfolg antipluralistischer Parteien als plausiblen Faktor für den Rückgang der akademischen Freiheit. Die Daten des Berichts decken einen Zeitraum von 50 Jahren ab und zeigen folgende Korrelation: Länder, in denen antipluralistische Parteien wenig bis gar keinen politischen Einfluss haben, weisen tendenziell ein hohes Maß an Wissenschaftsfreiheit auf, während die Wissenschaftsfreiheit dort, wo Antipluralisten einflussreich sind, typischerweise schwindet. Dabei spielt die Präsenz antipluralistischer Parteien in der Opposition für einen Rückgang der Wissenschaftsfreiheit kaum eine Rolle; die Wissenschaftsfreiheit ist vielmehr dort gefährdet, wo antipluralistische Parteien Teil der Regierung werden oder sind.
Spotlight: Argentinien, Polen und die Vereinigten Staaten
FAU/VDem
Anhand von drei Länderbeispielen – Argentinien, Polen und den Vereinigten Staaten – zeigt das AFI-Update, wie antipluralistische Parteien die Wissenschaftsfreiheit untergraben, sobald sie an der Macht sind.
In allen drei Fällen nutzten antipluralistische Politiker mit Regierungsverantwortung auf nationaler oder bundesstaatlicher Ebene ganz ähnliche Methoden, um mehr Kontrolle über die Wissenschaft zu erlangen, insbesondere durch die Einschränkung der institutionellen Autonomie oder der Freiheit der Lehre sowie durch das Streichen von Finanzierung für Forschung, die der jeweiligen politischen Vision widerspricht. Einen besonders bemerkenswerten Rückgang verzeichnet Argentinien, wo der AFI-Wert innerhalb eines Jahres von einem sehr hohen Wert von 0,97 auf nur noch 0,69 sank (auf einer Skala von 0 bis 1, niedrig bis hoch). 鶹ƷFall Polen hingegen zeigt, dass der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit auch gestoppt werden kann, wenn antipluralistische Parteien die Macht verlieren. Polen erreichte 2014, also vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2015, einen sehr hohen AFI-Wert von 0,98. Im Jahr 2022 war das Land dann mit einem AFI-Wert von 0,73 auf einem Tiefpunkt angekommen. Nach den Parlamentswahlen 2023 erholte sich die Wissenschaftsfreiheit im Land jedoch wieder und erreichte nun einen Wert von 0,87 auf der AFI-Skala.
Datengrundlage
Das diesjährige Update des Academic Freedom Index basiert auf V-Dem Daten der Version 15, die auf Bewertungen von 2.363 Länderexperten weltweit zurückgreift. Die Daten decken den Zeitraum von 1900 bis 2024 ab. Alle Daten sind öffentlich zugänglich und umfassen insgesamt mehr als eine Million Datenpunkte auf Kodiererebene. 鶹Ʒaggregierte Index setzt sich aus fünf Indikatoren zusammen: der Freiheit von Forschung und Lehre, der Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation, der institutionellen Autonomie von 鶹Ʒen, der Campusintegrität und der akademischen und kulturellen Ausdrucksfreiheit.
Open Access und Visualisierung
Die für das AFI-Update 2025 verwendeten Daten sind für weitere Studien frei zugänglich. Auf der Website gibt es eine interaktive Visualisierung der Daten, Länderprofile und weiterführende Informationen zum Indexprojekt, der Bericht selbst ist unter verfügbar. Interessierten stehen außerdem benutzerfreundliche Grafiktools zur Verfügung. Diese können von Forschenden, Studierenden oder politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern genutzt werden.
Folgt auf den Tod das digitale (Über-)Leben?
Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) präsentiert Studie „Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens“
Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der 鶹Ʒ Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie „Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens“ zusammengefasst. Die Studie kann hier kostenfrei heruntergeladen werden: .
Viele Menschen möchten nach einer vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) verbreiteten Meldung des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt etwas hinterlassen, das ihren eigenen Tod überdauert. Viele Hinterbliebene wünschen sich die Möglichkeit, nochmal mit einem verstorbenen Menschen zu sprechen. Digitale Nachahmungen von verstorbenen Personen versprechen die Erfüllung solcher Sehnsüchte. Beispiele reichen von der Stimme der verstorbenen Oma, die Hörbücher spricht, über Chatbots, die schriftliche Kommunikation mit einer verstorbenen Person simulieren, bis zu digitalen Avataren, die auch das Aussehen und die Gestik einer Person nachahmen. Jüngste Entwicklungen im Bereich der KI, aber auch virtueller Welten lassen erwarten, dass Avatare Verstorbener künftig deutlich realistischer erscheinen, sowohl äußerlich (Stimme, Gestik) als auch im Verhalten. Neue digitale Technologien erlauben zudem immer realistischere Interaktionen zwischen Menschen und Avataren.
Ungeklärte Fragen
Hieraus ergeben sich viele ungeklärte kulturelle, rechtliche und technische Fragen: Wie lassen sich Avatare mit Pietät und Trauer verbinden? Wie lassen sich die Rechte von Verstorbenen wahren und Angriffs- und Missbrauchsmöglichkeiten verhindern? Diesen und anderen Fragen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Informatik und der Rechtswissenschaften am Fraunhofer SIT sowie des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften IZEW der 鶹Ʒ Tübingen nachgegangen und haben erstmals einen systematischen Überblick über das digitale Weiterleben erstellt. Ihre Forschungsergebnisse haben sie in der Studie „Edilife – Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens“ veröffentlicht.
IT-Sicherheit und Datenschutz in virtuellen Welten
Zunächst analysierten die Forschenden den Wandel der Sterbe-, Trauer- und Bestattungskultur bis zur Entstehung der Digital Afterlife Industry und (pop-)kultureller Vorstellungen. 鶹Ʒzweite Teil beschäftigt sich mit den aktuellen technischen Möglichkeiten, digitale menschliche Abbilder zu erzeugen sowie mit Schutz und Sicherheit persönlicher Daten, die zur Erstellung eines Avatars nötig sind. Schließlich befasst sich der dritte Teil der Studie mit der rechtlichen Sicht auf das digitale Weiterleben, mit Pflichten von Dienstanbietern, der Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung sowie möglichen persönlichkeitsrechtlichen Bedrohungen.
Die Studie schließt mit Leitgedanken und Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Avataren des digitalen Weiterlebens: trauernde Personen, die Dienste für das digitale Weiterleben nutzen, sollten einen besonderen rechtlichen Schutz erhalten, um sie in ihrer emotionalen Ausnahmesituation vor Missbrauch und Ausnutzung zu bewahren; für kommerzielle Anbieter sollten Transparenz- und Erklärungspflichten eingeführt werden, speziell in Bezug auf die Datenverarbeitung zur Erstellung eines digitalen Avatars. Die Forschenden raten auch dazu, Avatare als solche zu kennzeichnen und in ihren Handlungsspielräumen zu begrenzen. Mit der Studie möchten die Forschenden dazu beitragen, dass „Weichen für eine gelingende Umsetzung neuer digitaler Praktiken im Kontext von Tod und Erinnern“ gestellt werden, heißt es im Text.
Über die Studie
Die Studie entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens“ (Edilife) unter Leitung des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der 鶹Ʒ Tübingen und Beteiligung des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT. Ziel des Projekts war es, die Chancen und Herausforderungen kommender gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen zu analysieren, zu bewerten und zu antizipieren.
Herausforderung Wissenschaftskommunikation
Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und die Claussen-Simon-Stiftung bieten in Kooperation mit dem Bundesverband Hochschulkommunikation, dem Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation, der VolkswagenStiftung und Wissenschaft im Dialog 16 bis 18 jungen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren die Möglichkeit, sich über ein ganzes Jahr hinweg über ihre Erfahrungen, Projekte und Erwartungen im Bereich Wissenschaftskommunikation auszutauschen.
Vier Module
Das „WissKomm-Kolleg“, das in vier Module aufgeteilt ist, soll nicht nur Einblicke in unterschiedliche Arbeitsweisen und Erfahrungshorizonte liefern, sondern auch Vernetzung und Professionalisierung ermöglichen. Das WissKomm-Kolleg stärkt somit auch junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die verantwortungsbewusste Wissenschaftskommunikation vorantreiben und Wissenschaft nachhaltig Geltung im zivilgesellschaftlichen und politischen Diskurs verschaffen möchten. Das Jahresprogramm richtet sich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten.
Reflektieren und Diskutieren
Das Programm des Kollegs beinhaltet Workshops, Vorträge, Peer-Learning, Case Studies und Networking. Insbesondere sollen zwei viertägige Treffen im Seminarzentrum der Toepfer Stiftung auf Gut Siggen dazu beitragen, „intensiv über gute Wissenschaftskommunikation in verschiedenen Rollen sowie über die damit verbundene Verantwortung zu reflektieren und zu diskutieren“, wie die Veranstalter betonen.
Voraussetzung für eine Bewerbung ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Master, Diplom oder äquivalente Qualifikationen). Bewerbungsschluss ist der 19. Februar 2025, Programmstart ist am 29. April 2025. Alle weiteren Informationen zum WissKomm-Kolleg findet man im Internet unter